...
Astrid ist mit Jeepney von Sabang nach Puerto Princesa zur Visa-Verlängerung
unterwegs,
MArtin führt noch Taucher durch die Wracks von Coron
4 ...
Puerto
Princesa Donnerstag, 07.12.00/235. Weltreise-Tag:
"Lucky me" denke ich (Astrid), als der Bus
in Puerto Princesa kurz nach 15 Uhr direkt vor dem
Immigration-Office hält. Vielleicht kann ich die Visumsverlängerung
für die Philippinen ja schon heute statt Morgen erledigen?
Aber im Büro angekommen, zerplatzen meine Pläne für die kommenden Tage
wie Seifenblasen:
Sorry, der zuständige Officer und sein Stellvertreter seien heute leider
nicht im Dienst. Morgen, am 8. Dezember sei der Tag der
unbefleckten Empfängnis, ein hoher Feiertag und das Immigrations- Büro
bleibe den ganzen Tag geschlossen, klärt mich die freundlich lächelnde
Sekretärin auf. (Ist das nicht dieselbe Sekretärin, die mich am Montag
definitiv auf den morgigen Freitag verwiesen hatte ?)
Warum ich denn nicht kommenden Montag wiederkommen wolle ? Ich bin für
einen Moment sprachlos. Gerade habe ich ihr doch erklärt, dass ich schnellstens
zurück nach
Coron
will. Sie weiß doch genau, dass ich nur wegen der Visumsverlängerung
von Busuanga nach Palawan gekommen bin und dass die Fähre von Puerto
Princesa nach Coron (680 Pesos) nur sonntags verkehrt. Die einzige
sichere, aber
teurere Alternative (2.210 Pesos) wäre Fliegen: Jeden Freitag und Sonntag
gibt es einen Flug mit einer kleinen Propellermaschine, die mit Zwischenstop
in El Nido nach Coron fliegt.
Gelegentlich gibt es noch von Taytay aus die Möglichkeit auf einem Reisboot
mitzufahren - die längste, mit ca. 2500 Pesos auch die teuerste,
außerdem unsicherste und zu dieser Jahreszeit auch riskanteste
aller Alternativen.
Wohlmöglich erreiche ich nächste Woche weder einen Flieger noch
ein Boot nach Coron. Die
unbeschwert freundliche Sekretärin studiert unsere Pässe:
Am 13.12.00 laufen unsere Visa aus. Eine verspätete Visumsverlängerung
wird mit Bußgeld und Ausweisung innerhalb von 7 Tagen bestraft. Ich könne
die Verlängerung an jemanden delegieren und mir die Pässe anschließend
zuschicken lassen. Doch dafür bräuchte es Vertrauen in die Zuverlässigkeit
der Ämter und der Post. - Woher sollte das hier wohl kommen ?
Es ist zum "aus- der- Haut- Fahren". Tränen der Wut schießen
mir in die Augen, als die Sekretärin mich fragt, warum ich nicht am Mittwoch
gekommen sei? An dem Tag seien einige Visa verlängert worden. - Sie gibt
mir die Telefonnummer des verantwortlichen Officers. Vielleicht finde
sich ja eine Regelung über das Wochenende. Ich bemühe mich, höflich zu
bleiben und bedanke mich für ihr Entgegenkommen.
Es gelingt mir jedoch (noch) nicht, mich eines Kommentars über die laxe
Bearbeitung öffentlicher Angelegenheiten zu enthalten.
Geknickt gehe ich
auf die Suche nach einer Unterkunft.
Weder
das BANWA noch
seine Adresse scheinen unter Tricyclefahrern bekannt zu sein... Warum
ich denn nicht im (teureren) CASA LINDA
oder im Badjao-Inn absteige,
wollen die Fahrer wissen.
Das mieft nach Provisionsabsprachen.
Die Adresse von BANWA hatte ich heute morgen von einem jungen Filipino
auf einem der kurzen Stopps als Geheimtipp bekommen. Er gehört zu einer
Gruppe junger Künstler, die mit ihren Werken Einblick in philippinische
Traditionen und Banwa eine eigene Atmosphäre verleihen.
Schließlich finde ich ein Trike, das mich dorthin bringen will. Wir schlagen
die Richtung zum Hafen ein. Am Rand des Hafenviertels stoppt der Trike-
Fahrer. Sein Preis von 10 Peso für die Strecke ist zu hoch. 4 Pesos für
Strecken bis zu 2 km ist der “offizielle” Preis. 2x4 Pesos koste es aber
für eine Person mit Gepäck, belehrt mich der Fahrer, als müsse man dadurch
verstehen, warum 2 x 4 = 10 ist.
Banwa's
Guesthouse ist
eine ruhige Insel inmitten einer expandierenden Kleinstadt. (B&B,
Schlafsaal 200, EZ 250, DZ 350- 500 Pesos). Ich trete durch
die aus schmalen Bambusstäben
bestehende
Schwingtür der Pension, lasse den Zivilisationslärm hinter mir
und befinde mich in einer Oase künstlerischer Kreativität und
Friedfertigkeit.
Beim Ersteigen der Holztreppe zum Gasthaus fallen mir die vielen
Holzschnitzereien, Traumfänger und Windspiele auf. Von drinnen sind lachende
Stimmen und Ethno- Musik zu hören.
Ein Gefühl der Erleichterung und der Ruhe durchströmt mich. Unmittelbar
fühle ich mich ein wenig wie "zu Hause" = Banwa in Tagalog.
Die
Atmosphäre,
die die 3 Engländer (Mieter und Freunde) in der Abwesenheit von Jane (der
jungen Besitzerin) verbreiten, ist ausgesprochen herzlich und einladend.
Bei ihnen treffe ich auf offene Ohren für den ganzen Ärger und Frust der
vergangenen Stunden. Jeder von den Dreien kann von eigenen Erfahrungen
im Umgang mit der hiesigen Bürokratie oder auch der philippinischen Mentalität
und der ungeahnten Vielfalt von Widrigkeiten
bei der Bewältigung des Alltags berichten.
Mit Abstand betrachtet entlockt es mir ein Lachen, wenn ich an die Ernsthaftigkeit
denke, mit der Filipinos auch absurdeste
Erklärungsmodelle zur Wahrung ihres Gesichts produzieren.
Kurz darauf zieht der Duft von gebratenem Hühnchen durch den Raum: Jane
und ihr irischer Freund John sind zurück.
Johns Bewerbung für die Verlängerung seines Visums habe ich bereits beim
Immigrationsbüro gesehen - soviel zum hiesigen
Datenschutz.
Im Frauen- Schlafsaal dreht sich das Thema aus aktuellem Anlass um das
traditionelle Verhältnis zwischen Philippinos und Filipinas.
Meine "room- mate" hat letzte Woche Erfahrungen mit einem
Alkohol- enthemmten Vorgesetzten gemacht.
Mitten
in der Nacht sei er plötzlich zu ihr ins Bett gekrochen. Nachdem er
eingeschlafen sei, habe sie schleunigst das Weite gesucht und sei deswegen
ins Banwa
gezogen.
Sie bemüht sich, das Erlebnis humorig zu sehen. Die philippinische Einstellung
zur Sexualität sei halt eine andere. Vielweiberei gehöre unter Männern
fast zum guten Ton. - Ob diese Erfahrung mit der von uns gemachten Beobachtung
auf den Fähren zusammenhängt? Dort hatten wir mehrfach den Eindruck, dass
die Personen, die morgens um uns herum aufwachten, nicht denen entsprachen,
die sich abends dort zum Schlafen hingelegt hatten...
Banwa liegt zwar
abseits, aber nicht weit von der Hafengegend, die selbst
allerdings keinen sehr vertrauenserweckenden Eindruck macht. Sie ist eines
der ärmsten Viertel Puerto Princesas. Die Hauswände bestehen teilweise
mehr aus Löchern denn Wänden. Unzählige von dunkelhäutigen Kindern, halbnackt
und schmutzig, spielen zwischen den dicht beieinander stehenden Hütten.
Frauen und Männer hocken am Straßenrand, in ihren Hauseingängen oder hinter
ihren winzigen 2 qm großen Kiosken, die für Pfennigbeträge
alles anbieten, was portions-, stück-, gramm- oder schluckweise in Plastik
verschweiß-, einwickel-, oder abfüllbar ist.
Türme von gefälschten Markenparfums und Cremes stapeln sich auf den Kiosktresen.
Die frei herumstreunenden, z.T. fast unbehaarten und halb verhungerten
Vierbeiner durchstöbern umgestürzte Mülleimer.
Menschen, Schweine, Hühner, Hunde und Katzen leben hier auf engstem Raum.
Nachts ist die Gegend nur vom schummerigen Licht vereinzelter Straßenlampen
erhellt. Hier und da schimmert spärliches Licht von Kerzen oder Gaskartuschen...
Freitag,
08.12.00/236. Weltreise-Tag:
Moscom, das Internet- Café ist etwa 300 Meter entfernt.
Dicht gedrängt sind hier entlang der Wände 12 Computer samt Monitor
unter Glasplatten verstaut. Viele der täglichen Kunden kennen sich untereinander.
Small Talks, Getränke
und Snacks helfen, die stundenlangen Bildschirm- Sessions noch weiter
auszudehnen und bei Verbindungsproblemen nicht zu verzweifeln.
Nahezu jeder Bar- bzw. Screenhocker ist während der gesamten
Öffnungszeit besetzt. Kein Wunder bei dem vergleichsweise sensationell
billigen Preis von 1 Peso pro Minute (in Coron das Vierfache). Herrscht
mal gähnende Leere, ist meist ein Stromausfall schuld, der in aller Regel
über 1-2 Stunden hinweg jegliche Kommunikation blockiert. Heute jedoch
steckt der 8. Dezember dahinter. Es scheint, als feiere die ganze Stadt
den katholischen Feiertag der unbefleckten Empfängnis auf der Straße.
Seit Tagen ist die Rizal Avenue geschmückt. Die Fressgasse durch
den Mendozapark offeriert alltäglich philippinische Kulinarien. Abends
finden auf der
Bühne
des Parks Wettbewerbe der lokalen Tänzer und Sänger statt. Heute um 16
Uhr wird feierlich der Weihnachtsbaum entzündet.
Auf meine Bitte hin ruft Jane freundlicherweise die Ehefrau des Immigrationofficers
an, die sich kooperativ zeigt. Ein "Ja, das dürfte kein Problem sein"
stimmt mich optimistisch. Auf meine Frage, wie sie das gemacht habe, grinst
sie verschmitzt und sagt, sie habe laut über die Möglichkeit eines Zeitungsartikels
nachgedacht....
Bei den Expats (vgl.
Puerto Princesa 1 )
ist der geräucherte Fisch längst gegessen. Doch Bier und Kaffee fließen
noch immer. Papa Mike wiegt bedächtig seinen Kopf und zwinkert dann
mit den Augen, als er die zeit- und nervenaufreibenden Visumsverlängerung
mit Hinweis auf das Mittel der Diplomatie anstelle von öffentlicher
Konfrontation kommentiert. Gleichzeitig bietet er jedoch seine Hilfe
an.
Samstag,
09.12.00/237. Weltreise-Tag:
Kurz vor Geschäftsschluss kaufe ich noch voller Optimismus das
Ticket für die Super- Ferry am Sonntag. - Ins Banwa
zurückgekehrt,
ruft der Behördenchef an:
Er wäre gerne bereit, unsere Pässe am Wochenende zu stempeln, habe
aber leider keinen Schlüssel zum Büro. Ich traue meinen Ohren kaum, doch
das ist sein letztes Wort.
Wie betäubt gehe ich zum Internet-Cafe, um MArtin ein Update nach Coron
zu mailen. Wir einigen uns darauf, die Visumsverlängerung nicht zu delegieren
und so lange in Puerto Princesa zu bleiben, bis die Angelegenheit persönlich
geregelt sei. Die Unterwasserwelt Corons könne warten... Also werde
ich zwangsweise
noch
einige Tage in Puerto Princesa verbringen müssen, bis unsere Anträge
bearbeitet sind und dann auf die erstbeste Rückkehrgelegenheit warten.
Der Franzose Philipe kann ebenfalls ein Lied vom Warten singen. Er ist
vor 8 Jahren mit seinem Fahrrad in Frankreich losgeradelt. Aus seiner
auf 6 Monate angelegten Reise wurde bislang ein Leben ohne Rückkehr. Sein
jetziges Zweirad sei ein Geschenk
des
Sultans von Brunei, für den er mehrere Monate gekocht habe. In seinem
Reisetagebuch berichtet er über seine Erlebnisse in Europa, China, Indien,
Thailand, Malaysia und den Philippinen, wo er die letzten Jahre verbracht
hat.
Einen Teil seiner Reisezeit auf den Philippinen hat er in der Einsamkeit
des Dschungels zugebracht, mit Ureinwohnern gelebt, seinen Lebensunterhalt
u.a. als Touristenführer verdient. Seine offene Art, sich gegen Unrecht
zur Wehr zu setzen, hat es ihm nicht immer leicht gemacht... Er hat seine
eindrucksvollen Erlebnisse sowohl auf Englisch, als auch auf Französisch
geschrieben.
Sonntag,
10.12.00/238. Weltreise-Tag:
Nachdem die Super-Fähre nach Coron ohne mich in See gestochen
ist, bleibt mir nichts übrig, als mich mit
dem
Unvermeidlichen zu verbünden. Telekommunikationsriese Moscom verdient
in den folgenden Tagen ein kleines Vermögen an den telekommunikativen
Folgen meines bürokratischen
Hindernislaufes.
Ohne den Rückhalt
meiner Wohngenossen würde es mir wesentlich schlechter gehen. Banwa
bietet unabhängig von kulturellen, religiösen, beruflichen oder politischen
Unterschieden den Raum für ein sozialeres und umweltbewussteres Miteinander.
Eine Insel, deren idealistische Bewohner mich warmherzig in ihre Gemeinschaft
aufnehmen.
Selbst Minerva und Purple benehmen sich hier nicht ihrem sprichwörtlichen
Ruf entsprechend wie Hund und Katze.
Ethno- Musik, Blues und Gitarrenrock klingen durch Banwa, das von zahlreichen
Künstlern in ein lebendiges Museum für philippinische Tradition und Kultur
verwandelt worden ist.
Montag, 11.12.00/239. Weltreise-Tag:
Auf dem Weg zum Immigrationsbüro rede ich mir gut zu. Es
sei ein neuer, strahlender Tag, ich sei zum ersten Mal dort, kenne niemanden,
habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, habe meinen unfreiwillig
langen Aufenthalt auf Palawan nicht philippinischer Unzuverlässigkeit
zu verdanken. Nur nicht ausrasten, Astrid, das würde es vermutlich nur
noch schlimmer machen...
Es
gelingt mir, meine guten Vorsätze umzusetzen: Als ich das Büro betrete,
bringe ich ein herzliches und freudestrahlendes "Guten Morgen"
raus. Ob sie irritiert sind? Chef, Stellvertreter und Sekretärin sind
an ihrem Platz. Sie grüßen zurück. Man habe bereits auf mich gewartet
(... na, er wird den Spieß doch wohl nicht umdrehen wollen ?).
Der Stellvertreter führt seine Arbeit sehr korrekt aus. Die Zeit, die
er braucht, um jede einzelne Seite zu kontrollieren, zu stempeln, die
Quittungen auszufüllen, das Geld anzunehmen und die Pässe zu unterschreiben,
vergeht wie in Zeitlupe. Seinen aufmerksamen Augen entgeht sogar nicht,
dass MArtin und ich über unterschiedliche Schalter in die Philippinen
eingereist sind. Meist reihen wir uns in zwei verschiedenen Schlangen
ein. Das macht das an sich langweilige Warten spannender. Und vielleicht
ergibt sich ja ein kurzer netter Kontakt !?
Er ist sichtlich um Konversation bemüht und entschuldigt sich für die
Unbequemlichkeiten, die mir entstanden sind. Das ist mehr als ich erwartet
habe. Um halb 10 bin ich um 3.030 Pesos pro Verlängerung erleichtert,
wieder auf der Straße und kurz darauf im Reisebüro.
Die auf veralteten Reklamen noch annoncierten Dienstags- Flüge seien seit
einigen Wochen gestrichen. Also bleibt als frühester Rückflugtermin der
Freitag. Ich schlage den Weg Richtung Moscom ein. Vielleicht hat MArtin
ja Lust nach Puerto Princesa zu kommen ?
Dienstag,
12.12.00/240. Weltreise-Tag:
Am Vormittag statten 3 Angestellte der Stadt dem Gasthaus Banwa,
dem
“bestversteckten Platz der Stadt" unangemeldet einen Besuch ab. Einer
von ihnen sei der Anwärter auf das Amt des Bürgermeisters bei den nächsten
Wahlen. Sie seien auf der Suche nach Unterkünften für Gäste bei Meetings
und Fortbildungen. Jane führt die drei Besucher durch das Haus, und auf
die Veranda, wo gerade bei Klängen von Oliver Shanti der Frühstückstisch
aufgebaut wird. Obwohl der Blätterwald die Veranda wie einen natürlichen
Schutz umgibt, dringen die Geräusche der Umgebung ans Ohr. Der angebundene
Hund nebenan bellt sich mal wieder die aufgescheuerte Kehle heiser - seine
Kette ist deutlich zu kurz. Aus den verschiedensten Richtungen krähen
Hähne um die Wette, dazwischen mischt sich das schrille Quieken von Schweinen.
Und doch wirkt der Platz wie eine Zuflucht, eine Rückzugsmöglichkeit.
Ein Platz zum Ausruhen und Durchatmen.
Mittwoch,
13.12.00/241. Weltreise-Tag:
Der e- Mail Kontakt zu MArtin ist unterbrochen. Zuerst gab es
Probleme bei Moscom und seit Montag ist nun auch noch unser e-mail- Provider
GMX lahm gelegt.
Ich ärgere mich über den Flugplan der Seair, ich ärgere mich über das
Imigration Office und ich ärgere mich über GMX, deren Server ausgerechnet
(?) jetzt spinnen, wo wir Kommunikation am
Nötigsten
brauchen. Ich ärgere mich - über mich?
MArtin hat in der Telekommunikationswüste Busuanga ebenfalls permanente
Zugangsprobleme zu GMX, und bekommt meine Nachrichten nicht! Dabei lautete
sein letzter Vorschlag: er versuche hierher zu kommen !
Vielleicht geht’s telefonisch ?
Leichter gesagt als getan. Ich habe keine Telefonnummern von Coron, wo
weniger als 10% aller Haushalte einen Telefonanschluß besitzen.
Krystal, unser Gasthaus auf Coron, hat auch keinen. Telefonbücher sind
auf Palawan völlig unbekannt. Und weil mehrere private Telefongesellschaften
miteinander konkurrieren, muss man erst mal die richtige Auskunft erwischen...
Die Damen am anderen Ende sprechen auch nicht immer
englisch
und die Bedeutung des Wortes „wichtig“ liegt für viele Philipinos sowieso
außerhalb jeglichen Vorstellungsvermögens.
Es fällt mir momentan schwer, mich auf die stoische Gelassenheit Asiens
einzulassen, obwohl sie uns in den letzten Monaten vielfältig zur zweiten
Haut geworden ist. Ich spüre, wie mein abgeklärtes asiatisches ÜBER- ICH
weise lächelnd auf mich runterblickt und sanft den Kopf schüttelt. Dabei
ist es doch nur ein Hauch dessen, was uns dereinst in Indien erwarten
wird...
Die mehrstündige Odyssee zwischen Telnet, Bayantel und Philtel endet frustran.
Eine Telefonverbindung lässt sich nicht etablieren.
Donnerstag,
14.12.00/242. Weltreise-Tag:
Während der vergangenen Tage haben sich bei Banwa immer wieder
Leute getroffen, die über www.vso.org.uk an nationalen
und internationalen Projekten beteiligt sind und über Detailkenntnisse
palawensischer (Umwelt-) Politik verfügen. Sie stopfen
mich voll mit Infos, die ich teilweise auf MArtins Psion
notiere.
Trockene Materie,
aber sie gibt einen kleinen Einblick in lokalpolitische Hintergründe,
die man als „normaler Tourist“ kaum erfährt:
Salvador Sokrates
sei mit Unterstützung grüner Gruppen zum Gouverneur von Palawan gewählt
worden. Seit ‘92 führten Umwelt-Organisationen auf Palawan ein besseres,
offiziell beachtetes und gefördertes Dasein. Der Kahlschlag Palwans Regenwälder
sei daraufhin ebenfalls deutlich geringer ausgefallen als auf anderen
philippinischen Inseln.
Ein "Zonen-Plan" (Environmentally Critical Areas Network (ECAN))
teile die Fläche Palawans auf in Gewerbe-, Siedlungs- und Schutzgebiete.
Zu den geschützten Gebieten Palawans gehörten bislang von Norden
nach Süden: Calauit Wildlife Sanctuary, El Nido Marine Reserve, St. Paul
Subterranean River National Park, Tubbataha Reefs National Marine Park
and Ursula Island Bird Sanctuary. Das "National Integrated Protected
Areas System" (NIPAS) erlaube gewählten Vertretern von Gemeinden
und Ureinwohnern, den sog. "Tribe- People" die Mitsprache bei
der Gestaltung von
National-, Marine-Parks und Naturreservaten. Die
nationale Organisation des "Palawan Council for Sustainable Development"
(PCSD) unterstehe unmittelbar dem Präsidenten. Die Mitglieder rekrutierten
sich aus lokalen Gesetzesvertretern und Repräsentanten des "Department
of Environment and Natural Resources" (DENR), dem "Department
of Agriculture" (DA) und der "National Economic Development
Authority" (NEDA). Während DA das sog. "Paaling", bei dem
mit Hilfe von Unterwasser-Luftblasen Rifffische in wartende Netze vertrieben
werden, als umweltfreundliche Alternative des Küstenfischens ansehe, propagiere
PCSD weiterhin "Muro-ami", bei dem
Teile
der Korallenriffs zerstört werden. Dass für beide Verfahren wohl auch
Kinder eingesetzt werden, werde von beiden Organisationen billigend in
Kauf genommen.
Der "Strategie Environmental Plan" (SEP) legt die Verantwortung
für die gesamte Provinz in die Hände von lokalen Gesetzesvertretern.
An Hand des gegenwärtig hier viel diskutierten Projektes in der Ulugan-Bay
(Richtung Sabang), an der die UNESCO
ebenfalls beteiligt ist, wird deutlich, wie die Planung eines Schutzgebietes
mit einem ökologischen Tourismus und Förderung des traditionellen Lebensstils
Hand in Hand gehen können. Ökotourismus soll mit minimalem Eingriff in
die Natur Touristen anziehen, gleichzeitig durch Unterstützung von Traditionen
und kulturellen Eigenarten ein besseres Verständnis ermöglichen
Der Staat sei verpflichtet, Finanzhilfe zu leisten und Kultur und Lebensunterhalt
der in den Gebieten lebenden Ureinwohner entsprechend zu fördern. Die
Etablierung eines Environmental Legal Assistance Centre (ELAC)
bietet u.a. der einkommensschwachen Bevölkerung die Möglichkeit eines
juristischen Beistandes bei Rechtsstreitigkeiten.
Gar nicht so einfach, sich in diesem Gewirr von Abkürzungen einen
Überblick zu verschaffen !? -
Im Rahmen der Zusammenarbeit so vieler Interessenvertreter von Staat,
Industrie und Umweltorganisation prallen unterschiedlichste Zielvorstellungen
aufeinander, sind Reibungsverluste wegen Kompetenzstreitigkeiten und Machtrangeleien
nicht vermeidbar. Von der auch hier vorkommenden Korruption ganz zu schweigen.
Auch am Abend ist über GMX-Mail keine Verbindung zu MArtin herzustellen.
Erstmals treffen wir uns in einem virtuellen Chatraum bei chat4free und können unsere
Pläne
für die nächsten Tage miteinander abstimmen. (Update: Zwischenzeitlich
würden wir den Travel-Chat benutzen).
Wir vereinbaren, dass ich morgen früh um 10:50 Uhr zurück nach Coron fliege,
vorausgesetzt ich schaffe es, morgen in aller Frühe im Reisebüro
noch ein Ticket für diesen Flug zu bekommen...
Freitag, 15.12.00/243.
Tag:
Noch vor 9 Uhr stehe ich mit Rucksack bepackt und reisefertig
vor dem Reisebüro. Es hat natürlich
noch
geschlossen.
Die an der Travel Agency angeschlagenen Öffnungszeiten sind, wie auch
andere, mehr als Orientierungshilfe für eine "maybe"- Regelung
gedacht.
Ca. 20 Minuten verbringe ich wartend vor dem Reisebüro und rede meine
aufkeimende Unruhe nieder.
Also schnell noch mal ins
Internet-Cafe
rüber und einfach mal so getan, als wenn heute alles klappen könnte...
Im Cybercafe bekomme ich schon einen Sonderpreis, weil ich dort so viele
(frustrane) Stunden verbringe...
Als das Reisebüros endlich öffnet, bekomme ich für 2210 Pesos ein Flugticket
nach Coron mit Zwischenstopp in El Nido. 40 Pesos zusätzlich pro angefangenes
Kilo über 10 kg Gepäckgewicht seien am Flughafen zu entrichten.
Die Unruhe des Morgens, die Freude auf MArtin und die Gedanken ans Tauchen
machen mir den Abschied von diesem Ort und meinen
neuen Freunden leichter.
Ein Trike bringt mich in 5 Minuten zu Puerto Princesas kleiner Stoppelhopserrollbahn.
Niemand interessiert sich für meinen übergewichtigen Rucksack.
Ich
trage ihn selber über den Rasen und lasse ihn im engen Gepäckraum der
kleinen 2- Propellermaschine von SEAIR
verstauen. 12 der 18 Sitze sind belegt. Statt moderner Technik ist es
der Pilot selbst, der uns begrüßt, uns ein orientierendes Briefing über
den Flug gibt und uns kurz in die im Notfall
zu ergreifenden Maßnahmen einweist. Während wir uns auf unseren niedrigen
Sitzen anschnallen, werden die Motoren gestartet und die
Maschine tuckert an das Ende des Rollfeldes. Der Motor braust auf,
als das kleine Flugzeug Anlauf nimmt. Die kleinsten Bodenwellen lassen
uns
in unseren Sitzen hoch-
und runter federn. Schließlich heben wir ab und fliegen in ca. 2300m
Höhe
Richtung Westküste. Entlang der Küste leuchten Sandstrände und Korallenriffe
im türkisgrünem Wasser. Weiße
Schaumkronen umranden die kleinen Inseln unter uns. Die
Wolkendichte nimmt zu. Wir überholen die über-, unter- und neben uns
her segelnden Wolkenschichten - , manchmal geht es mitten
durch. Schließlich wirken die sich aufeinander türmenden Wolkenmassen
wie eine unendliche grell-weiße Schneelandschaft. Gelegentlich wippt
die kleine Blechkiste, schlingert durch die Luftschichten. Kondenswasser
rinnt tropfenweise die Fensterscheiben entlang.
Rechtzeitig zum
Landeanflug in El Nido werden die Wolken seltener, klart der Himmel
auf. Der Pilot zieht eine scharfe Rechtskurve und steuert auf den Sandstrand
zu. Dahinter beginnt die Schotterpiste, die das Rollfeld von El Nido darstellt
und ebenfalls von Tricycles und Jeepneys benutzt wird. Sanft setzt
unser Flieger auf.
Ich bin überrascht, wie ruhig die Maschine über die grasbewachsene Schotterlaufbahn
rollt. Einige steigen aus, mein Rucksack bleibt drin. Bis es sich die
Zugestiegenen bequem gemacht haben und der Pilot wieder im Cockpit
sitzt, vergehen 20 Minuten. Dann startet die Maschine wieder in Richtung
Meer. Der Norden Palawans, die vorgelagerten Inseln des
Bacuit Archipels
und die Calamian- Inselgruppe mit Culion, Coron und Busuanga sind nur
dünn besiedelt, so dass sich dort vor allem Naturliebhaber und Leute ohne
festgelegten Zeitplan wohlfühlen. In der Monsunzeit ist es keine Seltenheit,
dass El Nido von der Außenwelt buchstäblich abgeschnitten ist. Die Inseln
überfliegend nähern wir uns Busuanga. In einer Linkskurve schwebt der
kleine Hüpfer nach 30 Minuten Flug über die schmale Landepiste südlich
von Decalachao und nordöstlich von Coron ein.
5 Tage später
als geplant bin ich wieder auf Busuanga angekommen.
Ob MArtin es wohl an den
Flughafen von Coron geschafft
hat?...
Schon mal gesucht?
Probier's mal!
|
|
Schon mal probiert?
Such mal!
|
Update:
|