Internationale Küche


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Abgeschickt von Mierze am 25 Maerz, 2001 um 11:40:56:

Antwort auf: AUSTRALIA von MArtin am 19 Februar, 2001 um 03:27:10:

So ein Leben als Backpacker ist schon lustig. Da sammelt man waehrend eines Tages viele neue Eindruecke (die man vielleicht erst in ein paar
Monaten so richtig verarbeiten kann), und abends in der Unterkunft freut man sich auf Dusche, Bett und etwas Ruhe. Bevor jedoch die angenehmen
Wasserstrahlen den Koerper vom Dreck befreien, gibt es noch ein weiteres Highlight:
Das Kochen.
In australischen Backpacker-Unterkuenften ist eine oeffentliche (fuer jeden zugaengliche) Kueche Standard. Bei Backpackers-Herbergen handelt es sich um eine Art Jugendherberge, nur ein bisschen besser. Das sind die preiswertesten Uebernachtungsmoeglichkeiten hier im Land. Und wenn eine Kueche im Preis eingeschlossen ist, ist auch die Verlockung sehr gross, sie zu nutzen. Doch solche Gedanken scheinen viele Traveller zu haben, denn der Kuechenraum ist vor allem abends ab 18.00 Uhr gut und international gefuellt. Jeder kocht das, worauf er Appetit hat (alle Zutaten gibt es in den Supermaerkten zu kaufen). Dagegen ist ja nichts einzuwenden. Doch wenn sich
sieben hungrige junge Menschen an den drei direkt nebeneinander stehenden Herden tummeln, gibt es mitunter Platzprobleme.
Da kochen die beiden Japaner in aller Seelenruhe ihren Reis und bereiten lecker aussehende Fleischgerichte her. Der Franzose begnuegt sich mit einem Spiegelei und Toast. Die zwei Italiener koennen auch in Down Under auf ihre Pasta nicht verzichten und nehmen einen Nudeltopf und eine Pfanne fuer die Sosse in Anspruch. Bleiben dann nur noch wir. Zwei junge Deutsche, die sich heute Schnitzel mit Gemuese goennen. Wir sichern uns noch rechtzeitig die letzte Pfanne und den uebrig gebliebenen Topf.
Pech haben nun die beiden Daenen, die sich ihre Buechsensuppe aufwaermen wollen. Alle Toepfe in Benutzung. Fuer sie heisst es warten. Erstens muss
ein Topf und zweitens ein Herd wieder "frei werden". Auch der zottelhaarige Englaender muss sich noch gedulden, bis er sich in der naechsten zur Verfuegung stehenden Pfanne seine Wuerstchen und seinen Bacon braten kann.
Ok, was gehen uns die Daenen und der Brite an? Die sind erst nach uns dran.
Derweilen breiten sich die Japaner immer weiter aus, der Franzose bekommt seine Spiegeleier nicht so hin wie er will, und die Italiener haben sich
in den Haaren, weil sie ueber die Zubereitung der Carbonara-Sosse zwei unterschiedliche Auffassungen haben. Und wir? Der eine baeckt die
Schnitzel aus, der andere ist fuer's Gemuese zustaendig. Als dieses fertig ist, macht man sich auf den Weg zum Waschbecken, um das heisse Wasser
abzugiessen. Just in diesem Augenblick kochen bei den Italienern die Nudeln, die nun auch abgegossen werden muessen. Wer schafft's als erster zum Abgiessen? Bei nur einer Spuele gibt es auch hier ab und an "Stau". Leider hat der
Suedeuropaeer den kuerzeren Weg, so dass seine Nudeln eher vom Wasser befreit werden koennen. Unser Gemuese steht in der Warteschlange und muss warten.
Auch wenn es mit vielen Leuten in der kleinen Kueche etwas bedraenglich ist, hat das doch einen Vorteil. Aufgrund der verschiedenen Nationalitaeten (jeder kocht mit seinen eigenen Zutaten und Gewuerzen) tauscht man sich untereinander aus. Dem einen fehlt das Salz, dem anderen das Mehl oder die Magarine. Internationale Kameradschaft.
So muss es auch sein.

In der Zwischenzeit sieht man auch den Franzosen etwas gluecklicher dreinschauen. Seine Spieleier sehen (nach unzaehligen Versuchen) auch endlich wie solche aus. Vermutlich versorgt ihn zu Hausse immer seine Mama. Kochen muss er noch lernen. Mit der Ferigstellung seiner Eier wurde gleichzeitig etwas mehr Platz am Herd. Aber diesen gluecklichen Umstand nutzen die Japaner wieselflink aus. Ihnen faellt noch ein, dass man ja noch Pilze zum Fleisch zubereiten muesse. Die eben noch freie Herdflamme ist schon wieder
belegt.

Italiener und Deutsche essen nach Fertigstellung ihrer Speissen genuesslich. Die Daenen und der Brite warten nur auf diesen Moment und
machen sich auf zum Herd. Nach einer viertel Stunde kommen wir in die Kueche zurueck, um unsere benutzten Teller etc. abzuwaschen. Aber hierfuer haetten wir lieber erst das Radio einschalten und Staunachrichten hoeren sollen.
Die haetten dort bestimmt von zehfluessigen Verkehr an der Spuele berichtet.
Naja, diese Wartezeit geht auch vorbei, und wir koennen etwas verspaetet unsere Heimreise in den Schlafsaal antreten.
Und die Japaner? Die wurschteln immer noch am Herd herum. Wann die wohl endlich zum Essen kommen, weiss ich nicht.
Was es gab, kann jeder noch am naechsten Tag in der ganzen Unterkunft riechen.


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